Tempel von Abydos
520 km südlich von Kairo, 160 km nördlich von Luxor am Westufer des Nils liegt der Tempel von Abydos sowie die Überreste der gleichnamigen antiken Stadt. In Abydos wurde nicht nur der älteste Totengott in Ägypten - Chenti Amenti, „der Erste des Totenreiches“, der später mit dem Totengott Osiris verschmolz - verehrt. Als Begräbnisplatz der frühesten Könige und des Totengottes Osiris war Abydos einer der heiligsten Orte Ägyptens. Der Name Abdos leitet sich von einer Bezeichnung im alten Ägypten ab. Abdu Abnannte man nämlich das Kopfemblem von Osiris. Denn der Legende nach soll in Abydos der Kopf des Osiris begraben sein. In Abydos soll aber auch die Auferstehung des Gottes stattgefunden haben.
Daher legten viele Ägypter hier ihre eigenen Gräber oder zumindest Scheingräber an oder stellten Erinnerungsstelen auf, um an der Auferstehung teilzunehmen. Auch viele Königsgräber aus der 1. und 2. Dynastie liegen hier. Da man ab der 6. Dynastie jedoch viele andere Orte als Ruhestätte der königlichen Mumien auserkoren wurden, kam der Brauch auf, in Abydos ein symbolisches „Scheingrab“ zu errichten. Ärmere Menschen in Ägypten begnügten sich mit einfachen Tontafeln oder Vasen, welche sie in der Nähe von Abydos in die rote Erde eingruben. Der „Friedhof“ erstreckt sich über 1,5 Kilometer und die meisten der Gefäße fand man in Umm al Ka’ab (Mutter der Töpfe), was sich 2 km westlich des Abydos-Tempels befindet.
Das berühmteste Bauwerk in Abydos ist der Tempel Sethos I., der von seinem Sohn Ramses II. beendet wurde. Hinter dem Tempel ist das Scheingrab Orions, König Sethos I. wurde im Tal der Könige in Luxor beigesetzt. Der Tempel beinhaltet außerdem die bedeutende Königsliste, die alle Königsnamen von Menes bis Sethos I. enthält.
Allgemeines zum Tempel von Abydos
Eigentlich nennt man ihn den Totentempel von Sethos I., welcher, wie es der Name schon sagt, in Abydosin der Nähe von Sohag, einer Stadt am Westufer des Nil in Ägypten zu finden ist. Er liegt etwa 160 km nördlich von Luxor und 15 km südlich der heutigen Stadt el-Balyana. Durch die Verehrung des Gottes Osiris, dem ägyptischen Gott des Jenseits, der Wiedergeburt und des Nils, ein äußerst wichtiges Zentrum in der Religion des alten Ägypten.
Der Totentempel von Sethos I. ist, wie einige andere Tempel in Ägypten auch, ein Millionenjahrhaus, was bedeutet, dass der Tempel zunächst für den Königskult und später als königlicher Totentempel genutzt wurde. Aus diesem Grund bezeichnete Sethos I. seinen Tempel als „Das Haus von Millionen von Jahren des Königs von Ober- und Unterägypten Men-maat-Re, dessen Herz in Abydos zufrieden ist“. An der Rückseite des Tempels befindet sich das Osireion, ein kleiner Tempelkomplex, welcher zur Verehrung des Gottes Osiris errichtet wurde.
Die Geschichte des Tempel von Abydos
Aus dem Nauri-Dekret, welches Rechts- und Opfervorschriften enthält, die zur Unterstützung wie Sicherung des Totentempels von Abydos erlassen wurden, geht hervor, dass Sethos I. schon sehr früh mit dem Bau des Tempels begonnen hat. Er war nämlich noch nicht einmal König. Sethos I. war damals königlicher Beamter unter Haremhab bzw. seines Vaters Ramses I. Im Nachwort des Nauri-Dekrets erklärt Sethos I., dass der Tempel bereits bei seinem Regierungsantritt genutzt wurde.
Im Grunde geht man davon aus, dass Sethos I. den Tempel im Auftrag Haremhabs oder Ramses I. zu bauen begann, ihn jedoch selbst übernahm. Das wir durch die erst nachträglich Errichtung der Kapelle für Ramses I. bekräftigt. Außerdem befindet sich diese Kapelle außerhalb des eigentlichen Tempel-Geländes. Besonders verwunderlich ist aber, dass Haremhab als Vorgänger Ramses I. in Sethos I. Bericht, in dem er Rechenschaft ablegte, nicht erwähnt wird. Sethos I. bezeichnet sich vielmehr als denjenigen, der das Land Ägypten anschließend an die Amarna-Zeit wiedergeboren hatte.
Entdeckt wurde der Tempel von Auguste Mariette im Jahr 1859. Dieser befreite den Tempel bei den Ausgrabungen im Auftrag von Vizekönig Said von Sand und Schutt!
Die Architektur des Totentempels
Ursprünglich wurde der Tempel von einer Mauer eingefasst, die 220 m breit und 273 m lang war. Sie war auch mehrere Meter dick, 5 bis 8 Meter hoch, wurde aus Nilschlammziegeln erbaut und wurde durch einige Türme unterbrochen. An der südlichen Seite befand sich ein großer Pylon, der die Öffnung der Mauer darstellte. Von hier aus gelangte man in die Wüste zu den Nekropolen, den Begräbnis- und Weihstätten im alten Ägypten.
Im Tempel gibt es 7 Heiligtümer, wobei für jede Gottheit eines bestimmt ist. In diesen Heiligtümern werden auch die Kultstatuen aufbewahrt. Die schönsten Reliefs findet man in den Kammern von Osiris und Amun. Das war im alten Ägypten deshalb so wichtig, da Amun-Re der König der Götter war und das Re, Min und Amun in sich vereinigte. Somit war er Sonnen-, Wind- und Fruchtbarkeitsgott der altägyptischen Religion. Seit dem Mittleren Reich tritt Amun-Re in drei Sonderformen „Amun-Re, Herr von Karnak“, „Amun-Re, Herr von Luxor“ und „Amun-Re-Kamutef“ in Erscheinung. Meistens trägt Amun-Re eine Doppelfederkrone, die von einem Stirnband gehalten wird. Hinter seinem Rücken hält er eine Geißel, welche das Sinnbild des Unterwerfens ist. Amun-Re unterwirft somit alle seine Feinde und ist der König der Götter.
Der 1. und der 2. Pylon
Der Eingang zum Tempelbezirk liegt in nordöstlicher Richtung. Jener Pylon, der nur mehr durch sein Fundament zu erahnen ist, soll ca. 30 m breit und 3,5 m dick gewesen sein. Die Statuen von Sethos I. und seinem Sohn Ramses II. befinden sich in Nischen an der Innenseite der Mauer, die bis zum ersten Festhof führt. An diesen Mauern war die berühmte Schlacht von Quadesch dargestellt, in der die Ägypter gegen die Hethiter kämpften. Diese Schlacht fand im 5. Regierungsjahr von Ramses II. statt und hatte deshalb solch eine große Bedeutung. Die Überrest von zwei ummauerten Brunnen befinden sich im Inneren des Hofes.
Den 2. Pylon erreicht man über eine Rampentreppe. Dahinter liegt ein zweiter Festhof. Dieser Pylon war etwas kleiner als der erste und wurde durch eine Halle von 12 Pfeilern gebildet. Jedoch sind die Inschriften des 2. Pylon besser erhalten als jene des ersten. Sie zeigen Ramses II. vor unterschiedlichen Göttern sowie bei verschiedenen Schlachten. Weiters wird in ihnen auch die Wiederaufnahme der Bauarbeiten durch Ramses II. beschrieben.
Das Hauptgebäude
Eine weitere Rampentreppe bildet den Zugang vom zweiten Hof in die Vorhalle des Hauptgebäudes. 12 Säulen tragen die Decke dieser Vorhalle. Einst hatte man 7 nebeneinanderliegende Hauptachsen geplant, von denen jeweils eine zu einem Sanktuar führen sollte. Ramses II. änderte jedoch die Pläne und ließ dieZugänge zu den Heiligtümern von Sethos I., Ptah, Re-Harachte und Isis zumauern. Der erste Säulensaal wird auch als Erscheinungssaal bezeichnet. Er ist etwa 26 m breit und 5,5 m tief. 24 Papyrussäulen halten die Decke. Auf einem der Architrave, einem Holzbalken, der auf Stützenreihen ruht, findet man sogenannte Abydos-Hieroglyphen. Das sind speziell in Abydos entdeckte Hieroglyphen-Reihen. 14 Tore führen von hier aus in den zweiten Säulensaal. Der zweite Säulensaal ist ebenfalls 26 m breit und 8 m tief. 2 Säulenreihen zu je 12 Säulen tragen die Decke. Von der 2. Säulenreihe gelangt man zu 7 Rampentreppen, die zu den 7 Sanktuaren führen. Auch der 2. Säulensaal führt in die Königsgalerie.
Die Sanktuare
7 Sanktuare, auch Kapellen genannt, findet man im Tempel von Sethos I. Das erste Sanktuar war dem vergöttlichen König Sethos I. geweiht. Auf den Wandbildern sieht man Sethos I., wie er in das Heiligtumeintritt und vom Priester Iun-mutef sowie neun Göttern, die die Zeugen darstellen sollten, beobachtet wird. Weiters ist auf den Wänden dargestellt, wie Horus und Thot die beiden Länder vereinen, wie Priester Iun-mutef Sethos I. das göttliche Speiseopfer reicht, aber auch die Krönung von Sethos I. durch die Götter Thot und Horus ist dargestellt. Wie in jedem Sanktuar ist auch hier an der Rückwand der Kapelle eine Scheintür dargestellt. Die weiteren 6 Kapellen sollten dem Kult der Götter Ptah, Re-Harachte, Amun-Re, Osiris, Isis und Horus dienen. Die Kapelle zu Ehren des Gottes Ptah-Sokar befindet sich im südlichen Seitenflügel. Gemeinsam mit Osiris stellt Ptah-Sokar die Schöpfung, den Tod und die Auferstehung dar. Auf dem Relief an der Wand kann man sehen, wie Isis von dem bereits verstorbenen Osiris den gemeinsamen Sohn Horus empfängt.
Die Königsgalerie
Gleich neben der Kapelle, die Ptah-Sokar geweiht ist, befindet sich ein schmaler Durchgang. Der darauffolgende Raum ist unter der Bezeichnung „Königsgalerie“ bekannt. Hier befindet sich ein eindrucksvolles Relief der ägyptischen Geschichte, nämlich die Königsliste von Abydos. Hier ist die Genealogie von 76 Herrschern Ägyptens beschrieben. Sie reicht von Menes bis Sethos mit der Ausnahme der 1. und 2. Zwischenzeit sowie von 5 Pharaonen der 18. Dynastie, die aus staatspolitischen und religiösen Gründen nicht miteinbezogen wurden. Diese Liste stellt zusammen mit vier weiteren Königslisten, dem Palermostein, der Königsliste von Karnak bei Luxor, der Königsliste von Sakkara, dem Turiner Königskanon, eine erhebliche Quelle für den Verlauf der Pharaonenherrschaft in Ägypten dar.
Die Kapelle für Ramses I.
Zur Ehrung seines Vaters, Ramses I., hat Sethos I. diese Kapelle erbauen lassen. Sie befindet sich nördlich des Tempelbezirkes in Abydos und verfügt über ihre eigenen Umfassungsmauern. Zusätzlich wurde im Hof dieser Kapelle ein Gedenkstein aufgestellt. Ramses II., der Sohn von Sethos I., legte etwas später weiter nördlich auf gleicher Höhe seinen Tempel an. Diese Kapelle wurde von Sethos I. eigentlich nur als „Nebengebäude“ deklariert. Es befand sich auch außerhalb der Mauern des großen Tempels. Das bedeutet, dass die Kapelle für Ramses I. bereits für den Vollzug verschiedenster ritueller Zeremonien errichtet worden war. Mit den Bauarbeiten wurde also bereits begonnen, als Ramses I. noch Regent über Ägypten war. Bei Sethos I. Thronbesteigung muss sich der Tempel von Abydos also bereits im Bau befunden haben.
Die Mysterienspiele von Abydos
n Ägypten wurden alljährlich die Mysterienspiele von Abydos zelebriert. Bei denen trug man die Statue von Osiris in Mumienform im Rahmen einer Barkenprozession unter Totenklagen zu Grabe. Zur selben Zeittrug man die königliche Mumie ebenfalls im Rahmen einer feierlichen Prozession zu ihrem Scheingrab, das sich in Abydos befand. Von dort aus sollte sie dann die Reise in die Unterwelt antreten, sozusagen in ihrem eigentlichen Grab beigesetzt werden. Von den ehemaligen Scheingräbern zeugen die unzähligen Grabbeigaben der großen Pharaonen, die man gefunden hat. So hat man zum Beispiel eine kleine Elfenbeinstatue von Cheops gefunden, welche das bisher einzige Abbild des Königs aus der 3. Dynastiedarstellt.